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Experiment Brennpunkt Spitze: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!", 2022-2023

Als ich diesen Wunsch "Mögest Du in interessanten Zeiten leben" das erste Mal hörte, hielt ich ihn für einen Segenswunsch. Erst viel später erfuhr ich, dass es kein Segenswunsch ist. Im Gegenteil! Dieser Satz wird als chinesischer Fluch bezeichnet. Chinesisch deshalb, weil er angeblich aus dem chinesischen Sprachraum stammt.

Ob man diesen Satz nun als Fluch ansieht oder nicht, in interessanten Zeiten leben wir auf jeden Fall - gespickt voll mit globalen Problemen und Herausforderungen. Wenn wir im Kreis mit Kollegen, Bekannten, Freunden oder einem Familienmitglied zusammensitzen, landen wir früher oder später bei einem dieser interessanten Themen: sei es Klimawandel, Krieg, Corona oder einer der vielen weiteren kritischen Themen, denen wir oft genug unsicher und ratlos gegenüberstehen. So erging es auch uns Klöpplerinnen bei gemeinsamen Treffen. Aus diesen Gesprächen heraus entstand die Idee, die Themen, die uns ängstigen und Sorgen bereiten, zum Schwerpunkt unserer künstlerischen Arbeit zu machen. Für mich ein besonders spannendes Experiment, da Klöppelspitze das Image hat, als dekoratives Element Kleidung und Alltagstextilien zu verschönern. Eine kritische Aussage traut man dieser alten Kunst weniger zu. Ich war also gespannt, wie es mir mit dem Entwurf und der Umsetzung bei diesem Thema ergehen würde.

Das Resultat: ich bin froh, dass ich mich darauf eingelassen habe aus mehreren Gründen:

  • Ich habe mir neue Techniken erarbeitet, wie zum Beispiel die Relief-Spitze (Lutac Lace) und mit fremden Materialien wie zerschnittenen Video-Tonbändern gearbeitet. Zu letzterem hat mich Barbara Corbet inspiriert, als ich darüber rätselte, wie ich am besten ölverschmiertes Vogelgefieder klöppeln könnte.
  • Nach zu langer Zeit habe ich endlich wieder gemalt.
  • Es ist befreiend, Themen künstlerisch auszudrücken, die innerlich einen massiven Eindruck hinterlassen.
  • Eines meiner Bilder "Öl und Feuer" hat mir nach der Fertigstellung nicht gefallen. Mit dem Spruch "ist es noch nicht gut, ist es noch nicht fertig" im Kopf, habe ich es teilweise demontiert und neu bearbeitet. Das hat etwas Mut erfordert, da ich befürchtete, es dadurch zu ruinieren. Doch das Gegenteil war der Fall. Ich war zufrieden mit dem Ergebnis. Dieser Spruch ist mein großer Leitfaden. Immer wieder befürchte ich etwas zu ruinieren. Doch das gibt es nur in meinem Kopf. Wenn es noch nicht gut ist, ist es eben noch nicht fertig.
"Öl und Feuer", Acryl, Leinen- und Effektgarn, Videoband, 2023.

Experiment Spitzenproben, 2022

Am 7. Mai 2022 veranstaltete lacebutwhy den ersten Langen Nachmittag der Spitzenproben auf Instagram und in der TAL Community. Für viele wird das Erstellen von Proben als lästiges Übel angesehen. Ich selbst wollte über dieses Experiment einen anderen Blickwinkel auf das klöppeln von Proben bekommen. Aus meinem Nachmittag sind zwei Tage geworden und die Proben meiner Mitstreiterinnen haben mich begeistert. Mittlerweile veranstaltet Jane Fullmann über The Adventurous Lacemakers (TAL) einmal im Monat einen Nachmittag der Spitzenproben.


Experiment Lace Design Challenge, 2022

In Zusammenarbeit mit Jane Fullmann und The Adventurous Lacemakers (TAL), veranstaltete lacebutwhy vom 1. - 28. Februar 2022 die erste Lace Design Challenge auf Instagram. Ich war neugierig, ob es möglich ist nur unter Verwendung von Photos und wenig Text eine Entwurfschallenge zu meistern. Ergebnis: es hat tatsächlich funktioniert, allerdings ist der Vorbereitungsaufwand ziemlich hoch. Die in der Challenge verwendeten Entwurfstechniken haben mich dazu inspiriert, eine Sammlung anzulegen und auszubauen. Diese veröffentliche ich nach und nach auch über diese Webseite unter Lace Design.